Omega-3-Fettsäuren – Definition & einfach erklärt
Fette haben in unserer Zeit mit einem sehr schlechten Ruf zu kämpfen. Sie seien ungesund und machen dick – so die weitläufige Behauptung. Zum Teil stimmt das auch, beschäftigt man sich aber näher mit den einzelnen Fettsäuren, so fällt schnell auf, dass diese unzählige positive Eigenschaften auf unseren Körper haben.
Omega-3-Fettsäuren gehören seit mehreren Jahrzehnten zu den am besten erforschten Mikronährstoffen. Die Datenlage belegt klar den hohen Wert der Omega-3-Fettsäuren für unseren Körper und unsere Gesundheit.
Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren
Therapeutisch wichtig sind die Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren. Entscheidend für die Namensgebung ist, an welcher Stelle die erste Doppelbindung in der Kohlenstoffkette der Fettsäure liegt. Gezählt wird hierbei vom Ende der Kohlenstoffkette. Der Unterschied ist zwar klein, hat aber einen großen Einfluss auf die Wirkung der Fettsäuren in unserem Körper:
Besonders wichtig beim Fettsäurenhaushalt im Körper ist es, die richtige Balance zwischen Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren zu erreichen. Der Hintergrund ist, dass beide Arten von Fettsäuren als Gegenspieler fungieren und außerdem noch um die gleichen Enzyme konkurrieren. Sind also zu viele der entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren im Körper, so verdrängen sie die antientzündlichen Omega-3-Fettsäuren. Tatsächlich empfehlen Ernährungsexperten ein Fettsäurenverhältnis von 2:1 für Omega-6-Fettsäuren zu Omega-3-Fettsäuren, oder vielleicht sogar noch besser, ein komplett ausgewogenes Verhältnis von 1:1 der beiden Fettsäuren. Aufgrund unserer Ernährungsgewohnheiten liegt unser tatsächliches Fettsäurenverhältnis aber eher bei 10:1 zugunsten der Omega-6-Fettsäuren oder meist sogar noch höher, nämlich 20:1.
DHA, EPA und ALA: gesundheitsfördernde Omega-3-Fettsäuren
Unterschieden werden drei Omega-3-Fettsäuren:
- Eicosapentaensäure (EPA)
- Docosahexaensäure (DHA)
- Alpha-Linolensäure (ALA)
ALA ist dabei die Vorstufe von EPA und DHA. Leider bedeutet das nicht, dass unser Körper in der Lage ist die Formen jeweils in die Form umzuwandeln die er am ehesten gerade benötigt. Aktuelle Studien legen nahe, dass nur ein sehr geringer Teil der europäischen Bevölkerung überhaupt dazu in der Lage ist, ALA in EPA umzuwandeln.
EPA in DHA umzuwandeln ist für uns Menschen praktisch gar nicht möglich.
Jede der Omega-3-Fettsäuren gehört zu den mehrfach ungesättigten Fettsäuren und ist also für den Menschen essentiell. Das bedeutet, dass wir Menschen die Fettsäuren nicht selbst herstellen können und daher darauf angewiesen sind, sie regelmäßig über unsere Ernährung aufzunehmen.
Omega-3-Fettsäuren in der Nahrung
Omega-3-Fettsäuren kommen insbesondere in fetthaltigen Seefischen wie Lachs, Thunfischen, Makrelen, Heringen und Sardinen vor. Das liegt daran, dass die Fische sich hauptsächlich von Omega-3-haltigen Algen ernähren. Daher empfahlen Ernährungsexperten früher zwei bis dreimal in der Woche Fisch zu essen. Diese Sichtweise gilt heute aber als überholt um Schwermetallbelastungen, die durch den verstärkten Konsum von Seefisch zurückzuführen sind, zu vermeiden.
Glücklicherweise können wir heute auf Algenöl zurückgreifen. Pflanzliche Öle wie Lein-, Raps- und Walnussöl sind leider keine Alternative, da sie kein EPA und DHA enthalten.
Funktionen der Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA
Omega-3-Fettsäuren sind einer der wichtigsten Bestandteile unserer Zellmembranen. Dort sorgen sie dafür, dass die Zellmembranen geschmeidig und elastisch bleiben. Von der Durchlässigkeit der Zellmembranen, in der Fachsprache Permeabilität genannt, hängt ab, welche Stoffe die Membran passieren können und so ins Innere der Zelle und vom Inneren wieder nach außen gelangen können. Daher bilden Omega-3-Fettsäuren eine der Grundlagen des gesamten Stoffwechsels im Körper, auch für Entgiftungsprozesse.
Eine weitere wichtige Funktion der Omega-3-Fettsäuren ist ihr Einfluss auf das Entzündungsgeschehen im Körper. EPA und DHA sind an der Bildung von Eicosanoiden beteiligt. Damit bezeichnet man eine Gruppe von hormonähnlichen Substanzen, die im Körper eine Signalwirkung entfalten. Je nachdem an welcher Stelle die Eicosanoide produziert werden unterteilt man diese in weitere Untergruppen:
- Prostaglandine: Im Gewebe hergestellt
- Prostazykline: In den Endothelzellen, den Innenseiten der Blutgefäße hergestellt
- Thromboxane: In den Thrombozyten, den Blutplättchen, hergestellt
- Leukotriene: In den Leukozyten, weißen Blutkörperchen, hergestellt
- Endocannabinoide: Ein Teil des menschlichen Nervensystems
Alle Eicosanoide, die aus Omega-3-Fettsäuren gewonnen werden, wirken antientzündlich und weiten die Blutgefäße. So unterstützen die Omega-3-Fettsäuren unseren Körper dabei Entzündungen effektiv zu bekämpfen und sorgen für einen gesunden Blutfluss in den Arterien und Venen.
Besonders vielversprechend ist auch die Wirkung von Omega-3-Fettsäuren auf die Telomere. Damit bezeichnet man die Schutzkappen an den Enden der menschlichen Chromosomen. Die Aufgabe der Telomere ist es, Schädigungen an den Chromosomen zu reparieren. So sorgen sie dafür, dass gesunde Zellen nachgebildet werden können. Diese stete Versorgung mit neugebildeten Zellen ist die Basis gegen vorzeitige Alterung und die Entstehung von Erkrankungen.
Einsatz von Omega-3-Fettsäuren in der Medizin
Kaum ein Mikronährstoff hat so große Aufmerksamkeit in der Forschung genossen wie die Omega-3-Fettsäuren. Dank zahlreicher, groß angelegter Studien konnten sich DHA und EPA einen verdienten Platz in der Medizin sichern. Mit jeweils angepasster Dosierung werden sie dort als Unterstützungstherapie für viele schwere Erkrankungen eingesetzt. Insbesondere kristallisieren sich dabei zwei größere Krankheitsfelder heraus: Herz-Kreislauf-Erkrankungen und psychische und neurologische Erkrankungen.
Omega-3-Fettsäuren bei Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Zahlreiche, groß angelegte, Studien belegen heute die Effektivität der Omega-3-Fettsäuren auf den Verlauf und die Prävention von vielen Erkrankungen des Herz-Kreislauf-Systems. Grund dafür ist zum einen der gefäßerweiternde Effekt der aus den Omega-3-Fettsäuren gebildeten Eicosanoide. Zum anderen sorgen Omega-3-Fettsäuren dafür, dass Erythrozyten elastisch sind und damit auch kleinste Blutgefäße passieren können. So sorgen sie für gute Fließeigenschaften des Blutes.
Es konnte nachgewiesen werden, dass eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren in direktem Zusammenhang mit einem verringerten Auftreten von potentiell lebensbedrohlichen Herzrhythmusstörungen nach einem Herzinfarkt steht. Die Wahrscheinlichkeit, einen Herztod zu erleiden, sinkt also abhängig davon, ob der Körper ausreichend mit Omega-3-Fettsäuren versorgt ist.
Darüber hinaus wirkt sich der Effekt der Gefäßerweiterung natürlich positiv auf den Krankheitsverlauf weiterer Erkrankungen aus, beispielsweise auf Bluthochdruck, auf eine Ateriosklerose und auf die koronare Herzkrankheit.
Diabetes
Omega-3-Fettsäuren nehmen sogar Einfluss auf den Insulinspiegel im Körper. Sie wirken der Insulinresistenz entgegen und fördern die Sekretion des Hormons. Daher werden Omega-3-Fettsäuren auch bei Patienten von Diabetes Typ II und Betroffenen des metabolischen Syndroms eingesetzt.
Omega-3-Fettsäuren in der Therapie entzündlicher Erkrankungen
Neben ihrer Fähigkeit zur Gefäßerweiterung machen sich Mediziner auch die antientzündliche Wirkung der Omega-3-Fettsäuren bei der Behandlung von Patienten zunutze.
So berichten Patienten, die unter Arthrose oder Arthritis leiden und ihre Therapie mit der Supplementation von Omega-3-Fettsäuren unterstützen davon, dass die morgendliche Gelenksteifheit sich bessert, Schwellungen zurückgehen und die krankheitsbezogenen Schmerzen nachlassen. Omgega-3-Fettsäuren wirken wie Schmerzmittel – nur nicht so schnell.
Bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen wie Morbus Crohn konnte sogar die Rückfallrate der Patienten durch die Einnahme von Omega-3-Fettsäuren deutlich reduziert werden. Ähnliche Effekte zeigen sich auch bei Patienten mit Colitis ulcerosa, Lupus Erythematodes und Psoriasis.
Psychische Erkrankungen
Auch im Bereich der psychischen und neurodegenerativen Erkrankungen erwies sich der Einsatz von Omega-3-Fettsäuren als wirkungsvoll. Studien offenbarten dabei einen Zusammenhang zwischen einem niedrigen DHA-Spiegel und dem Auftreten von Depression, Demenz, bipolaren und kognitiven Störungen sowie schizophrene Psychosen. Zudem kann das Risiko einer Alzheimer-Demenz und Makuladegeneration, einer Erkrankung der Netzhaut des Auges, durch Omega-3-Fettsäuren verringert werden. Auch auf die Krankheitsbilder von Morbus Parkinson und Multipler Sklerose wirken sich Omega-3-Fettsäurn positiv und präventiv aus.
Kinder, die unter AD(H)S leiden, profitieren erfreulicherweise sehr stark von einer Therapie mit Omega-3-Fettsäuren. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass etwa 60 bis 70 Prozent des menschlichen Gehirnes aus Fett bestehen, 30 Prozent davon wiederum aus reiner DHA. War der Fötus während der Schwangerschaft nicht in der Lage ausreichend DHA von der Mutter aufzunehmen, so werden andere Fette in die Zellmembranen der Gehirnzellen eingebaut, mit negativen Folgen für die kognitiven Fähigkeiten des Kindes. Die Supplementation von Omega-3-Fettsäuren bei ADHS-Betroffenen zeigte eine eindeutige Symptomverringerung und Besserung der Lebensqualität.
Entgiftung und Prävention mit Omega-3-Fettsäuren
Zuletzt wirken sich Omega-3-Fettsäuren auch positiv auf die körpereigene Entgiftung aus. Das liegt daran, dass durch die Unterstützung der Permeabilität und die guten Fließeigenschaften des Blutes Schadstoffe, die sich innerhalb unserer Zellen befinden leicht aus diesen wieder herausgespült werden können.
Aufgrund ihrer Vielzahl an positiven Eigenschaften auf den Körper eignen sich die Omega-3-Fettsäuren zur allgemeinen Prävention, ein Leben lang. Durch eine langfristige Supplementation kann so der Manifestation zahlreicher, zum Teil sehr schwerer, Erkrankungen vorgebeugt werden.
Omega-3-Fettsäuren in der Schwangerschaft
Während der Schwangerschaft ist es von besonderer Bedeutung auf die wertvollen Fettsäuren zu achten, da nicht nur die Frau, sondern auch das heranwachsende Baby besonders stark auf eine gute Versorgung mit Omega-3-Fettsäuren angewiesen ist.
Schließlich sind EPA und DHA unerlässlich für die Entwicklung des Gehirns, des Nervensystems und der Sehkraft des Säuglings. Des Weiteren fördern sie die verbale und emotionale Intelligenz des Kindes und sind für die Bildung von Botenstoffen erforderlich. In Studien konnte sogar nachgewiesen werden, dass eine gute Omega-3-Versorgung der Mutter Früh- und Fehlgeburten vorbeugen kann und die Mutter vor der Entwicklung einer Wochenbettdepression schützt.
Nach der Geburt während der Stillzeit bezieht der Säugling seine Omega-3-Fettsäuren aus der Muttermilch. So kann die Mutter durch ihre eigene Aufnahme der Fettsäuren gut steuern, ob ihr Baby ausreichend versorgt wird.
Auswirkungen eines Mangels an Omega-3-Fettsäuren
Körperliche Symptome eines Omega-3-Mangels können sich auf der Haut zeigen. Betroffene neigen zu trockener und schuppiger Haut und einer ausgeprägteren Ekzembildung.
Viel gravierender dagegen sind die Folgen eines Omega-3-Fettsäuren-Mangels auf das Immunsystem. Grund dafür ist das Wegfallen der antientzündlichen Effekte der Omega-3-Fettsäuren wodurch es vermehrt zu entzündungsfördernden Stoffen kommt. Diese begünstigen die Infektanfälligkeit des Körpers und schwächen so die Immunantwort.
Weniger von außen sichtbar sind die Auswirkungen des Omega-3-Mangels auf die Körperzellen. Deren Membranen weisen eine eingeschränkte Flexibilität auf, ihre Durchlässigkeit, Permeabilität genannt, wird gestört. Dies wirkt sich unmittelbar auf die Fließeigenschaften des Blutes aus.
Auch während der Schwangerschaft und bei Kindern wirkt sich ein Omega-3-Fettsäuren-Mangel negativ auf die Gesundheit aus. Wird der Fötus oder Säugling nicht ausreichend mit den Fettsäuren versorgt kann daraus eine verringere kognitive Leistungsfähigkeit des Kindes resultieren. Bei jungen Kindern äußert sich ein Omega-3-Fettsäuren-Mangel besonders auffällig durch Konzentrationsschwäche. Zudem können die Kinder Auffälligkeiten in der Entwicklung ihres Sozialverhaltens zeigen.
Generell gilt ein langanhaltender Mangel an Omega-3-Fettsäuren als Risikofaktor für zahlreiche Zivilisationserkrankungen, darunter Arteriosklerose, AD(H)S, Depression, Morbus Alzheimer und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, insbesondere einem Herzinfarkt.
Potentielle Überdosierung von Omega-3-Fettsäuren
Drei Indikationen sind bekannt, bei denen auf Omega-3-Fettsäuren verzichtet werden sollte. Dazu zählen eine akute Pankreatitis, eine akute Entzündung der Gallenblase und schwerwiegende Blutgerinnungsstörungen.
Im Allgemeinen ist davon auszugehen, dass die Blutgerinnungszeit nicht wesentlich verlängert wird, wenn nicht mehr als 1,6 Gramm Omega-3-Fettsäuren am Tag aufgenommen werden.
Zusammenfassend lässt sich festhalten, wer gut mit Omega-3-Fettsäuren versorgt ist lebt länger und besser.