Omega-6-Fettsäuren – Definition & einfach erklärt
Obwohl Fette nicht den besten Ruf haben, ist mittlerweile weitestgehend bekannt, welche positiven Auswirkungen Omega-3-Fettsäuren auf unsere Gesundheit und unseren Körper haben. In diesem Zusammenhang werden die Omega-6-Fettsäuren oft als die ungewollten und untalentierten Verwandten der Omega-3-Fettsäuren dargestellt. Dies stimmt allerdings nur teilweise, denn die Omgea-6-Fettsäuren wirken sich auch positiv auf unseren Körper aus und die Betrachtung als „Entzündungsförderer“ alleine wird den Funktionen und Eigenschaften der Omega-6-Fettsäuren nicht gerecht.
Omega-6-Fettsäuren und Omega-3-Fettsäuren
Therapeutisch wichtig sind also beide, die Omega-3-Fettsäuren und die Omega-6-Fettsäuren. Entscheidend für die Namensgebung ist, an welcher Stelle die erste Doppelbindung in der Kohlenstoffkette der Fettsäure liegt. Gezählt wird hierbei vom Ende der Kohlenstoffkette. Der Unterschied ist zwar klein, hat aber einen großen Einfluss auf die Wirkung der Fettsäuren in unserem Körper:
Besonders wichtig beim Fettsäuren-Haushalt im Körper ist es, die richtige Balance zwischen Omega-3-Fettsäuren und Omega-6-Fettsäuren zu erreichen. Der Hintergrund ist, dass beide Arten von Fettsäuren als Gegenspieler fungieren und außerdem noch um die gleichen Enzyme konkurrieren. Sind also zu viele der entzündungsfördernden Omega-6-Fettsäuren im Körper, so verdrängen sie die antientzündlichen Omega-3-Fettsäuren. Tatsächlich empfehlen Ernährungsexperten ein Fettsäuren-Verhältnis von 2:1 für Omega-6-Fettsäuren zu Omega-3-Fettsäuren, oder vielleicht sogar noch besser, ein komplett ausgewogenes Verhältnis von 1:1 der beiden Fettsäuren. Aufgrund unserer Ernährungsgewohnheiten liegt unser tatsächliches Fettsäuren-Verhältnis aber eher bei 10:1 zugunsten der Omega-6-Fettsäuren oder meist sogar noch höher, nämlich 20:1.
LA, GLA, DGLA und AA: Gesundheitsfördernde Omega-6-Fettsäuren
Unterschieden werden vier Omega-6-Fettsäuren:
Linolsäure (LA)
Eine essentielle Fettsäure und Ausgangsstoff für alle anderen Omega-6-Fettsäuren. Allerdings können nur etwa 2,2 Prozent der LA in unserem Körper in andere Omega-6-Fettsäuren umgewandelt werden.
γ-Linolensäure (GLA)
Wird im Körper aus LA hergestellt. Wichtige Cofaktoren in diesem Prozess sind Zink, Magnesium sowie Vitamin B6 und Vitamin C. Daher ist GLA eigentlich eine nicht-essentielle Fettsäure, es gibt allerdings Stoffwechselstörungen, bei denen das Enzym für die Umwandlung von LA zu GLA nicht funktioniert – für Menschen, die hiervon betroffen sind, ist GLA daher eine semi-essentielle Fettsäure.
Dihomogammalinolensäure (DGLA)
Wie der Name schon vermuten lässt, ist GLA die Ausgangssubstanz dieser Fettsäure, DGLA zählt also ebenfalls zu den semi-essentiellen Fettsäuren.
Arachidonsäure (AA)
Zählt zu semi-essentiellen Fettsäuren, da AA entweder aus LA oder DGLA hergestellt werden kann.
Omega-6-Fettsäuren in der Nahrung
Die Hauptquelle, aus der wir Omega-6-Fettsäuren beziehen sind Öle. Besonders hohe Mengen von Omega-6-Fettsäuren sind beispielsweise in Distelöl, Weizenkeimöl und dem beliebten Sonnenblumenöl enthalten. Das ist auch der Grund, warum die Balance zwischen Omega-6-Fettsäuren und Omega-3-Fettsäuren bei der westlichen Ernährungsweise oft unvorteilhaft ist. Aber nur, weil wir ernährungsbedingt deutlich mehr Omega-6-Fettsäuren aufnehmen, bedeutet dies nicht automatisch, dass diese schädlich für uns sind. Im Gegenteil, sie erfüllen in unserem Körper, wie die Omega-3-Fettsäuren, auch wichtige Funktionen, die maßgeblich zu unserer Gesundheit beitragen.
Funktionen von Omega-6-Fettsäuren
Alle vier Omega-6-Fettsäuren können in die Phospholipide in unseren Zellmembranen eingebaut werden und zählen daher auch zu den Bestandteilen unserer Zellmembranen. Dort sorgen sie dafür, dass unsere Zellwände geschmeidig und elastisch bleiben. Den größten Anteil innerhalb unserer Zellmembranen nimmt die Arachidonsäure ein.
Funktionen von Linolsäure (LA)
Einsatz in der Medizin
Neurodermitis
Omega-6-Fettsäuren werden bei der Behandlung von Neurodermitis eingesetzt. Dabei handelt es sich um eine chronisch, nicht ansteckende Hauterkrankung, die sich durch juckenden Hautausschlag äußert und sich schon im Kindesalter manifestiert. Typische Symptome der Neurodermitis, wie das Nässen der Haut sowie auftretende Rötungen verbunden mit starkem Juckreiz wurden signifikant gelindert, wenn Betroffene γ-Linolensäure (GLA) supplementierten, zum Teil auch in Kombination mit Omega-3-Fettsäuren. So konnte belegt werden, dass Omgea-6-Fettsäuren das Hautbild bei Neurodermitis verbessern und die Haut bei der Heilung unterstützen.
Cholesterin-Spiegel & Herzkreislauf-Erkrankungen
Studien zeigten, dass Omega-6-Fettsäuren dazu beitragen können, die Cholesterin-Spiegel im Blut von Menschen zu senken. Dazu wurden über die Nahrung aufgenommene Fettsäuren durch die Supplementation von Linolsäure (LA) ersetzt. Das Ergebnis zeigte, dass sowohl der Gesamt-Cholesterin-Spiegel im Blut absank als auch das Low-Density-Lipoprotein-Cholesterin (LDL-Cholesterin). Ein hoher LDL-Wert wird in der Medizin mit einem erhöhten Risiko für das Erkrankungen an diversen Herz-Kreislauf-Erkrankungen assoziiert, beispielsweise der koronaren Herzkrankheit, Bluthochdruck und Herzrhythmusstörungen.
Mangel und Überschuss von Omega-6-Fettsäuren
Ein erhöhter Bedarf an Omega-6-Fettsäuren konnte während einer Schwangerschaft und während der Stillzeit nachgewiesen werden. Auch in Wachstumsphasen, also insbesondere in der Kindheit, benötigt unser Körper größere Mengen an Omega-6-Fettsäuren.
Eine gesteigerte Infektanfälligkeit, Störungen beim Wachstum, der Wundheilung und der Hautfunktion sowie das Auftreten von Ekzemen auf der Haut können Symptome für einen akuten Mangel an Omega-6-Fettsäuren sein.
Zu klassischen Mangelsituationen kommt es allerdings sehr selten. Das liegt zum Großteil an unserer westlichen Ernährung, dabei werden im Durchschnitt eher zu große Mengen an Omgea-6-Fettsäuren aufgenommen. Zwar gibt es bisher keine festgelegten Höchstwerte für die Aufnahme von Omega-6-Fettsäuren, bei einer Supplementation von γ-Linolensäure (GLA) sollte allerdings der Wert von 3 Gramm pro Tag nicht überschritten werden.
Generell gilt, dass das Verhältnis zwischen Omgea-6-Fettsäuren und Omega-3-Fettsäuren nicht zu sehr in Richtung Omega-6-Fettsäuren ausschlagen sollte. Da unsere Ernährung aber genau in diese Richtung tendiert, empfehlen viele Mediziner eine generelle Supplementation von Omega-3-Fettsäuren, damit diese von der Masse an Omega-6-Fettsäuren nicht verdrängt werden.