Niacin/Vitamin B3 – Definition & einfach erklärt
Niacin ist ein Vitamin der Gruppe der B-Vitamine und ist auch als Vitamin B3 bekannt. Die Gruppe der B-Vitamine besteht aus insgesamt acht Vitaminen von denen jedes zahlreiche Funktionen im menschlichen Nervensystem und Stoffwechsel erfüllt. Jedes der B-Vitamine ist wasserlöslich, was bedeutet, dass unser Körper es bei Überschuss automatisch über den Urin ausscheidet.
Tatsächlich ist Niacin nicht die einzige Bezeichnung für Vitamin B3. Der Begriff hat sich allerdings mittlerweile etabliert, da er als allgemeingültige Bezeichnung für alle chemischen Verbindungen mit Vitamin B3-Wirkung eingesetzt wird. Dazu zählen die beiden Vitamin B3-Verbindungen Nicotinsäure oder Nicotinamid.
Beide Verbindungen können vom menschlichen Körper sehr schnell aufgenommen und verstoffwechselt werden. Überschüssiges Vitamin B3 kann in der Leber gespeichert werden, diese Reserven können allerdings nur zwischen zwei und sechs Wochen ausreichen.
Vitamin B3-reiche Lebensmittel
Niacin ist sowohl in tierischen als auch in pflanzlichen Lebensmitteln zu finden. Der höchste Gehalt ist in Rind- und Schweinefleisch, insbesondere in der Leber der Tiere. Wer Fisch bevorzugt, findet im Heilbutt und dem Hering zwei gute Vitamin B3-Lieferanten. Für Vegetarier und Veganer eigenen sich Blumenkohl, Kohlrabi und Kartoffeln sowie Produkte aus Getreide.
Interessant ist, dass tierische Quellen vor allem Nicotinamid enthalten, pflanzliche dagegen eher Nicotinsäure.
Funktionen von Niacin
Seine Vielseitigkeit beweist Vitamin B3 alleine mit seinem Einfluss auf über etwa 200 Dehydrogenasereaktionen. Dehydrogenasen sind eine Untergruppe der Enzyme, die sich dadurch auszeichnen, dass sie durch die Abspaltung eines Wasserstoffions ihre Funktion ausüben. Sie kommen in zahlreichen unterschiedlichen Prozessen im Körper vor, beispielsweise bei der Energieproduktion, der Synthese von Fettsäuren oder dem Abbau von Alkohol. Dehydrogenasereaktionen ermöglichen außerdem den Transport von Wasserstoff-Ionen im Körper.
Eine der wichtigsten davon ist die Energieproduktion in der mitochondrialen Atmungskette. In den Mitochondrien, kleinen Zellorganellen die in jeder Körperzelle vorkommen, wird im Prozess der Atmungskette Adenosintriphosphat, kurz ATP genannt, produziert. ATP ist der universelle Energieträger im gesamten Körper. Aufgrund ihrer Funktion nennt man die Mitochondrien auch „Kraftwerke des Körpers“.
Darüber hinaus ist Vitamin B3 insbesondere für das Nervensystem wichtig, da es eine Rolle bei der Myelinsynthese spielt. Die Myelinscheide besteht aus Proteinen und Fetten und umhüllt wie ein Schutzschild die Axone, die Enden der Nervenzellen. Abgeschirmt durch die Myelinscheide ist es den Nervenzellen so möglich, effektiver und schneller Reizsignale über die Nerven zu senden und zu empfangen.
Vitamin B3 in der Medizin
Vitamin B3 hat einen starken Einfluss auf unsere psychische Gesundheit. Bereits im Jahr 1952 behandelte Dr. Abram Hoffer erfolgreich schizophrene Patienten mit einer Hochdosistherapie von Niacin.
Weitere Studien über das Vitamin belegen seine cholesterinsenkende Wirkung. Freies Cholesterin kommt im Körper im Blut vor. Dort kann es von drei Lipoproteinen gebunden werden: Very-Low-Density-Lipoproteine (VLDL), Low-Density-Lipoprotein (LDL) und High-Density-Lipoprotein (HDL). Die Lipidproteine sind natürliche Gegenspieler und transportieren das Cholesterin entweder zu den Organen des Körpers (VLDL & LDL) oder zur Leber (HDL) dem Abbauort des Cholesterins. Daher wird HDL auch umgangssprachlich das „gute“ Cholesterin“ genannt und VLDL und LDL das „schlechte“. In den Studien zu Vitamin B3 konnte nun gezeigt werden, dass das Vitamin dabei unterstützt, den HDL-Cholesterinwert zu erhöhen und damit indirekt den Abbau von Cholesterin zu fördern.
Eine weitere Studie diskutiert derzeit eine antikanzerogene Wirkung von Vitamin B3 in Bezug auf Nicht-Melanom-bedingten Hautkrebs. Dabei wurde beobachtet, dass die Wahrscheinlichkeit erneut an Hautkrebs zu erkranken, bei einer Supplementation von Vitamin B3 um fast ein Viertel sank. Nebenwirkungen der Vitamin B3-Hochdosistherapie wurden beim Einsatz von Nicotinamid nicht beobachtet.
Auch wenn Vitamin B3 kaum medizinisch eingesetzt wird, zeigt die Studienlage, dass der Einsatz des Vitamins zur allgemeinen Prävention bei Diabetikern, Mitochondriopathien, einigen Krebserkrankungen sowie bei Nervenerkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen lohnenswert wäre.
Über- und Unterversorgung mit Niacin
Eine leichte Unterversorgung von Vitamin B3 kann sich durch Erschöpfung und Muskelschwäche bemerkbar machen. Häufig treten auch psychische Symptome wie das Auftreten von Depression oder Ängsten auf.
Das körperliche Krankheitsbild bei einem ausgeprägten Niacinmangel wird Pellagra genannt. In besonders schlimmen Fällen tritt es kombiniert mit den Erkrankungen Dermatitis, Demenz und Diarrhö auf. Erste Symptome sind ein starker Gewichtsverlust, auftretende und anhaltende Appetitlosigkeit sowie Schwindelanfälle und Depression. Betroffene klagen über lichtempfindliche Haut und bekommen typische dunkle Flecken um Hals und andere Körperstellen die häufig dem Sonnenlicht ausgesetzt sind. Im weiteren Verlauf der Pellagra kommt es zu Pigmentationsstörungen der Haut und zu entzündlichen Rötungen von Zunge und Lippen. Dieses Ausmaß des Mangels kommt heute allerdings nur noch in Entwicklungsländern vor.
Die beiden Vitamin B3-Verbindungen Nicotinsäure und Nicotinamid sind gering toxisch. Bei der Aufnahme von Nicotinsäure können ungewollte Nebenwirkungen wie juckende Hautausschläge, Sodbrennen, Schwindel, Erbrechen und Durchfall entstehen. Der sogenannte „Flush“, eine Rotfärbung und Erhitzung der Haut, tritt nur bei der Form Nicotinsäure auf, das allerdings auch bereits bei moderater Dosierung.
Die Versorgungslage mit Vitamin B3 wird in Industrieländern als sehr gut eingeschätzt. Dennoch lohnt sich die Supplementation von Vitamin B3, sobald es um die medizinische Anwendung geht.