Betain– Definition und leicht erklärt
Betain gehört zu den Vitaminoiden. Diesem Sammelbegriff werden alle Substanzen zugeordnet, die nicht zu den Vitaminen gehören, allerdings vitaminähnliche Funktionen erfüllen. Im Regelfall können Vitaminoide vom menschlichen Körper selbst hergestellt werden, in manchen Fällen reicht die körpereigene Synthese für den Bedarf allerdings nicht aus.
Bei Betain handelt es sich um oxidiertes Cholin, das aus einer irreversiblen Reaktion in der Leber und den Nieren hervorgeht. Daher überrascht es nicht, dass Betain auch einige der Funktionen von Cholin ersetzen kann. Da Cholin im Körper aber in größeren Mengen gebraucht wird, kann es für uns hilfreich sein, über externe Quellen Betain aufzunehmen. So kann unser Körper Ressourcen sparen, die er so für die Umwandlung von Cholin in Betain verbrauchen würde. Gleichzeitig kann das vorhandene Cholin beispielsweise für die Synthese von Acetylcholin, Sphingomyelin oder Phoshatidylcholin eingesetzt werden.
Betain wird im Nierenmark unseres Körpers gesammelt und kann, je nach Bedarf, über die Nieren wieder rückresorbiert oder über Urin und Schweiß abgegeben werden.
Betain in der Nahrung
Ursprünglich wurde Betain zwar im Saft von Zuckerrüben entdeckt, es gibt jedoch einige Lebensmittel die deutlich höheren Mengen von Betain enthalten, beispielsweise Weizenprodukte wie Weizenkleie, Weizensamen und Brot aus Weizenmehl. Spinat und Garnelen eignen sich ebenfalls zur Aufnahme von Betain.
Funktion von Betain
Betain ist in der Lage sich in großen Mengen innerhalb unserer Zellen anzureichern, ohne dabei die Funktion der jeweiligen Zelle zu stören. Das Vitaminoid erhält die Wasserbindung innerhalb der Zellen aufrecht und schützt so die gesamte Zelle und die darin enthaltenen Proteine vor osmotischem Stress, es wirkt also osmoregulatorisch. Osmotischer Stress entsteht, wenn es zu einer plötzlichen Änderung der Konzentrationen von Flüssigkeiten, beispielsweise Zellflüssigkeiten, kommt und kann den Zellen dann großen Schaden zufügen. Betain ist also besonders für das Überleben und den Schutz unserer Körperzellen von Bedeutung.
In Zusammenarbeit mit Folat, Vitamin B6 und B12 wirkt Betain im Homocystein-Stoffwechsel mit, indem es an der Umwandlung von Homocystein in die Aminosäure Methionin beteiligt ist. Dabei wirkt Betain als Methylgruppendonor. Eine Methylgruppe besteht aus einem Kohlenstoff- und drei Wasserstoffatomen. Diese Gruppe wird von Betain auf Homocystein übertragen, wodurch Homocystein zu Methionin umgewandelt wird. Dieser Prozess ist besonders wichtig, da Homocystein in hohen Konzentrationen ein Risikofaktor für zahlreiche Erkrankungen ist. Betain wirkt also dabei mit, die Balance zwischen Homocystein und Methionin aufrecht zu erhalten und schützt uns vor den Nebenwirkungen eines zu hohen Homocystein-Spiegels.
Darüber hinaus wirkt Betain auch bei der Bereitstellung von S-Adenosylmethionin, kurz SAM genannt, mit. Dieses entsteht aus einer Reaktion von Methionin mit ATP. Aufgrund seiner Rolle bei der Methionin-Synthese wirkt sich Betain also auch indirekt auf die Synthese von SAM aus.
Einsatz in der Medizin
An Betain wird noch sehr viel geforscht, daher ist seine Bedeutung für den menschlichen Körper und sein Einfluss auf unterschiedliche Erkrankungen noch nicht vollumfänglich bekannt. Erste Ergebnisse aus Tierstudien deuten jedoch an, dass Betain einen positiven Effekt auf Adipositas, Krebs, Diabetes mellitus und Morbus Alzheimer haben könnte, was durch Humanstudien aber noch vollumfänglich geprüft werden muss.
Unterschiedliche Tier- und Pilotstudien zeigten, dass Betain einen positiven Einfluss auf die Leberfunktionsfähigkeit nimmt. Betain mobilisiert Cholesterol und Phospholipide in der Leber und verbessert so die Leberfunktion. Betain könnte also zur Prävention und Heilung der Fettlebererkrankung beitragen. Die nichtalkoholische-Fettleber gehört zu den weltweit häufigsten chronischen Lebererkrankungen und betrifft knapp ein Drittel der europäischen Bevölkerung.
Auswirkungen eines Betain-Mangels
Betain wirkt sich auf den osmotischen Druck der Zellen aus, fehlt es an Betain so entsteht ein osmotischer Stress. Dieser kann die Proteinstabilität beeinflussen und die Signalwege innerhalb der Zellen stören. Ein Betain-Mangel wirkt sich also negativ auf Zellkommunikation aus.
Mangelt es dem Körper an Methylgruppendonoren, zu denen Betain zählt, kann der Energiestoffwechsel nicht mehr reibungslos funktionieren, die Proteinsynthese in der Leber wird eingeschränkt und Muskelstörungen können auftreten. Zudem steigt der Homocysteinspiegel im Blut an.
Darüber hinaus werden niedrige Betain-Werte als Risikofaktor für das Entstehen von kardiovaskulären Erkrankungen angesehen.
Ein ausgeprägter Betain-Mangel kommt oft kombiniert mit einem Mangel an Vitamin B12 und Folsäure vor. Das liegt daran, dass durch den Betain-Mangel größere Mengen von Vitamin B12 und Folsäure für den Abbau von Homocystein benötigt werden. Kompensiert man das nicht über eine erhöhte Aufnahme der Vitamine können weitere Mangelsymptome entstehen. Dies gilt allerdings auch umgekehrt: Besteht ein Mangel an Vitamin B12 oder an Folsäure liegt auch oft ein Mangel an Betain vor.