L-Carnitin – Definition und leicht erklärt
L-Carnitin gehört zu den Vitaminoiden. Diesem Sammelbegriff werden alle Substanzen zugeordnet, die nicht zu den Vitaminen gehören, allerdings vitaminähnliche Funktionen erfüllen. Im Regelfall können Vitaminoide vom menschlichen Körper selbst hergestellt werden, in manchen Fällen reicht die körpereigene Synthese für den Bedarf allerdings nicht aus.
Carnitin kommt in der Natur als Ammoniumverbindung vor, aus der die beiden Aminosäuren Lysin und Methionin gewonnen werden. Für den Menschen ist Carnitin nicht essentiell, kann also selbst vom Körper hergestellt werden. Dafür sind als Cofaktoren Vitamin C, Vitamin B3, Vitamin B6 und Eisen notwendig. Die körpereigene Synthese von Carnitin kann allerdings nur ein Viertel des täglichen Bedarfs decken. Die verbleibenden 75 Prozent müssen also über die Nahrung aufgenommen werden.
Im Jahr 1905 wurde Carnitin zum ersten Mal in Fleischextrakt entdeckt und entsprechend seiner Ausgangsquelle benannt. Das lateinische Wort „carnis“ im Genitiv„carnis“ genannt, bedeutet „Fleisch“ ins Deutsche übersetzt und gibt schon einen guten Einblick auf das Vorkommen des Vitaminoids.
Carnitin in der Nahrung
Zu den Lebensmitteln mit einem großen Mengenanteil von Carnitin gehören in erster Linie rotes Fleisch und Fisch. Auch in Milch, Quark und Eiern ist das Vitaminoid enthalten. Rein pflanzliche Quellen wie getrocknete Steinpilze und Brokkoli beinhalten oft deutlich kleinere Mengen.
Funktionen von Carnitin
In Studien konnte gezeigt werden, dass Carnitin einen Einfluss auf das Regenerationsvermögen der Muskeln nach sportlicher oder körperlicher Aktivität nimmt und oxidativen Stress reduziert. Carnitin hat also eine antioxidative und muskelprotektive Wirkung. Letztere betrifft sowohl die menschliche Skelettmuskulatur als auch den Herzmuskel an sich.
Überhaupt hat Carnitin sehr großen Einfluss auf das menschliche Herz. Genau wie unser Gehirn aus Glucose seine Energie bezieht, so gewinnt unser Herz seine Energie aus Fettsäuren. Aber diese müssen erst aufgenommen werden und zum Herzen gelangen. Genau hier kommt Carnitin ins Spiel: Die Aminosäure ist für den Transport der Fettsäuren in unserem Körper zuständig, sie sorgt also dafür, dass die Fettsäuren im Herzen ankommen und versorgt so unser Herz mit „Nahrung“.
Je größer die Carnitin-Konzentration im Herzen ist, desto belastbarer ist unser wichtigster Muskel und desto mehr Leistung kann er erbringen.
Diese Eigenschaften von Carnitin können sich neben Sportlern besonders auch Menschen im höheren Alter zunutze machen. Natürlicherweise beginnt der Körper im Alter vermehrt Fett anzusetzen und Muskelmasse abzubauen. Dank der muskelprotektiven Eigenschaft von Carnitin kann dieser Wandel deutlich verlangsamt werden.
Darüber hinaus spielt Carnitin eine Rolle im Fettsäurestoffwechsel. Im Zusammenspiel mit Coenzym A erfüllt es eine essentielle Funktion beim Transport der Fettsäuren durch die mitochondriale Membran.
Carnitin im Leistungssport
Ziel der Carnitin-Supplementation ist in erster Linie nicht die Leistungssteigerung, sondern vielmehr die Prävention der Carnitin-Unterversorgung und die Reduktion von Erschöpfung.
Gerade durch das starke Schwitzen beim Trainieren verliert der Körper große Mengen von Carnitin über den Schweiß. In Studien konnte gezeigt werden, dass die Lactat-Belastung von Sportlern mit Carnitin-Supplementation signifikant geringer ist als bei Sportlern ohne zusätzliche Aufnahme des Vitaminoids. Darüber hinaus hielten bei der Carnitin-Gruppe die Glycogen-Speicher länger und die Fettverbrennung während des Trainings wurde verstärkt.
Carnitin in der Medizin
Aufgrund seines Einflusses auf das Herz und den Fettstoffwechsel wird Carnitin therapeutisch bei einigen Erkrankungen eingesetzt. Die wichtigsten davon sind kardiovaskuläre Erkrankungen wie eine Herzinsuffizienz sowie Diabetes und Adipositas. Neben den muskelprotektiven Effekten der Aminosäure können Patienten durch die gesteigerte Fettverbrennung auch von einer leichten Gewichtsreduktion profitieren.
Mangel an Carnitin ist selten, aber möglich
Carnitin-Mangelzustände sind eher selten, können aber in besonderen Lebenssituationen durchaus vorkommen. Die Gründe dafür sind ganz unterschiedlich.
Bei der Einnahme mancher Medikamente sollte Carnitin ebenfalls supplementiert werden. Zu diesen Arzneimitteln gehören Antiepileptika, Zytostatika und Antibiotika der Gruppe der Anthracycline.